Keine Lust auf Mathe

Ab der dritten Klasse wirkt Mathematik als Hauptselektionsfach für die Schulempfehlung. Dieser Mechanismus wird rechenschwachen Kindern/Schülern zum Verhängnis. Sie brauchen für die Aufgaben sehr viel mehr Zeit und sie können ein Viertel oder ein Drittel der Aufgaben in den Klassenarbeiten schlichtweg nicht mehr lösen. Mathearbeiten und Hausaufgaben gleichen Wundertüten. Ist unter den Aufgaben viel Pflicht, gibt es gelegentlich eine bessere Note. Überwiegt die Kür, ist abstraktes Transferwissen gefragt und die schlechte Note ist vorprogrammiert.
Es gibt Kinder mit gutem IQ, die infolge unzureichender Automatisierung in Mathematik fundamentale Probleme bekommen. Sie wollen das Prinzip „Pflicht vor Kür“ nicht akzeptieren, verabscheuen insbesondere die „langweiligen“ Übungskolonnen und sind daran gewöhnt, nur Neues zu akzeptieren. Mangelnde Ausdauer und Frustrationstoleranz lassen schlechte Leistungen erst entstehen.

Wenn unsichere Schüler dem eigenen Denken nicht mehr trauen und immer nur den vorgegebenen Lösungsansätzen von Lehrern und Eltern bedingungslos folgen, erzeugt dies Langeweile und Lernmüdigkeit.

Mathematik erscheint rechenschwachen Kindern wie eine Sammlung von mehr oder weniger komplizierten Handlungsanweisungen und Regeln, die man nicht verstehen muss, weil sie größtenteils mechanisch angewendet werden.

Diese Haltung beendet naturgemäß jede mathematische Entwicklung. Dann wer nicht neugierig sein darf, verliert die Motivation. Unlust äußert sich in einer Vielzahl von Abwehrmechanismen, die kategorisiert werden können. So wundert es nicht, dass betroffene Eltern garantiert eine oder mehrere Kategorien bei ihren Kindern wiederfinden.

o Die Clowns – lustig sein, rumblödeln und im Mittelpunkt stehen

o Die Schweigenden – wollen nichts erzählen

o Die Unruhigen – wippen auf dem Stuhl, Mäppchen fallen lassen, immer in Aktion.

o Die Unaufmerksamen – lieber die Sitznachbarn ablenken

o Die Bagatellisierenden – nee, ich quatsche mit … und mache höchstens einen Teil der Aufgabe

o Die Gestressten – weiß gar nicht, wie das zu schaffen ist

o Die Träumer – lieben chillen

o Die Gelangweilten und Genervten – Null Bock

o Die Abwesenden – woanders sein

Was auch immer Sie als Eltern tun, Lernerfolge der Kinder lassen sich nicht erzwingen. Jedoch lässt sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich Lernen ereignet, wenn Kinder auch Zeit bekommen, eigene Denkwege gehen können und es weniger um schnelles Belehren geht.
Verfrühtes Beharren auf Regeln und Verfahren erschwert das Verständnis. Wenn Mathethemen nur als auswendig zu lernende Formeln wahrgenommen werden und Lösungswege vorgebetet werden, macht Mathe weder Spaß noch Sinn. Was schief läuft, ist nur begreifbar, wenn Lösungswege der Schüler genaustens unter die Lupe genommen und hinterfragt werden.