Jonglieren mit den Nullen, Rechenregeln, Zehnerübergang……

Kinder brauchen zuerst hinreichende viele Rechenerfahrungen, um sich dann erst mit den Rechenregeln vertraut zu machen. Rechenschwache Kinder erkennen selten  die sinnvolle Entlastung neu eingeführter  Rechenregeln. Unverstanden werden die Regeln später noch auf Fälle übertragen, bei denen sie nicht gelten. So wird beispielsweise

800 : 40 durch 80 : 4=20 gelöst. Da man vorher bei Addition und Subtraktion vorher jeweils eine Null abgehängt hat, wird diese wieder angehängt, so dass als Ergebnis 200 angeben wird.

Beim Jonglieren mit den Nullen bleibt der Zahlensinn oft auf der Strecke. Für Kinder sind Aufgaben  50 : 2 oder 60 : 4 nicht lösbar.  5:2 oder 6:4 gehen erst einmal nicht, solange die Dezimalzahlen nicht eingeführt sind. Ohne Mengenverständnis und Kenntnis vom Stellenwertsystem schließen Kinder dann daraus, dass die Riesenaufgaben auch nicht gehen.

Bei Zwergen- und Riesenaufgaben  6 + 3 = 9, 60 + 30 = 90 gehen Mütter auch schon mal so vor, dass Sie den Kindern einfach zeigen, sie sollen die Nullen der Zehner einfach abdecken. In der zweiten Klasse ist das ein Versuch, einen ganz einfachen und schnellen Weg aufzuzeigen. Ohne den Kindern Stellenwerte aufzuzeigen, ist das ein Schematismus, bei dem  der Größenordnungsvergleich der Zahlen verloren geht. Das mündet in ein oberflächliches Verständnis, das nichts mehr mit Rechnen zu tun hat.

Meist wird geschicktes Rechnen vor den schriftlichen Verfahren eingeübt. Rechenschwache hinken meist dem Lernstand hinterher. Deshalb können sie mit geschicktem Rechnen zunächst wenig anfangen und benötigen mehr Zeit für das Verständnis. Die Verinnerlichung dieser wichtigen Fähigkeiten in den Köpfen rechenschwacher Kinder sollte jedoch verstanden sein, bevor Rechenregeln eingeführt werden.

Auch hierzu ein  Beispiel. Bereits in der zweiten Klasse sind Übungen mit Wendeplättchen vorgesehen, um den Zehnerübergang zu veranschaulichen.

6 + 7 muss wie folgt gerechnet werden: von der 6 bis zur 10 fehlen 4 Einer (Wendeplättchen).  7 Einer lassen sich in 4 Einer und 3 Einer zerlegen. 10 + 3 = 13. Das klingt für alle Erwachsenen plausibel. Wenn man genauer hinschaut, ist das rechenschwache Kind zu diesem Zeitpunkt mit der Kette definitiv überfordert. Rechenschwache Kinder sind in der Regel noch nicht so weit, dass sie dies alles leisten können. Hier helfen zu diesem Zeitpunkt weder Plättchen und auch kein ausführliches Aufschreiben. Viel sinnvoller ist es hier, im Vorfeld auf geschickte Rechenschritte zu verweisen und diese zunächst zu automatisieren. Das Zahlenzerlegen ist bereits eingeübt.  6 wird in 5 + 1 zerlegt und 7 wird in 5+2 zerlegt. Addition der Zahlen und Ergebnis sofort greifbar  5+5+1+2 = 13.